Was waren die ersten Burgen?

Die Vorform der späteren Ritterburg war die sogenante "Motte", ein von Palisaden umgebener hölzerner Wehrturm auf einem künstlich aufgeworfenen Erdhügel. Zu ihren Füßen lag häufig eine Vorburg.

Die ersten Burgen waren aus Holz gebaut und sahen gar nicht so mächtig aus. Am weitesten verbreitet war die "Motte". Auf einem oft künstlich aufgeschütteten Hügel stand ein zwei- oder dreistöckiger Turm, der von einer Holzpalisade umgeben war - eine "Turmhügelburg" also, wie der deutsche Ausdruck dafür lautet.

Am Fuß der Motte entstand meist eine Art Wehrdorf, die Vorburg, die ebenfalls durch eine Palisade geschützt war und von der aus eine Treppe in die höher gelegene Burg führte. Hügel und Dorf wurden manchmal noch durch einen künstlich angelegten Wassergraben befestigt.

Wenn ein feindlicher Angriff drohte, flüchteten die Bauern mit ihren Tieren und Vorräten zunächst in die Vorburg, die zuerst verteidigt wurde. Erst wenn sie zu fallen drohte, zogen sich alle Bewohner in den schwerer einnehmbaren Turm auf dem Hügel zurück. Während der Zeit der Wikingereinfälle entstanden tausende solcher Motten, von denen einige noch Jahrhunderte später neben den eigentlichen Ritterburgen zu finden waren.

Ein Schwachpunkt dieser Burgen lag darin, dass sie aus Holz gebaut waren. Die Mauern hielten Rammböcken und Steinschleudern nicht lange stand, vor allem aber gerieten sie schnell in Brand. Darum begann man bald, den unteren Teil der Mauern und später den ganzen Bau aus Stein herzustellen. Bisweilen verzichteten die Herren dieser Wohntürme darauf, sie auf künstlichen Hügel zu errichten, und umgaben sie stattdessen nur mit einem breiten Graben.

Leben auf der Burg

Die typische Burg des Mittelalters ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Das Zentrum bildet ein Gebäude, in dem sich der Wohn- und Festsaal befinden, der Palas. Das Gebäude mit den dicken Mauern erstreckt sich über mehrere Stockwerke. In den oberen Geschossen wohnte der Burgherr mit seiner Familie. Im Erdgeschoss war häufig die Verwaltung und die Besatzung der Burg untergebracht.

Die Menschen, die auf der Burg lebten

Auf den größeren Burgen des Mittelalters wohnten oft viele Hundert Menschen. Mehrere Dutzend zählten oft schon allein zur Familie des Burgherren, darunter Frauen, Kinder und unverheiratete Verwandte. Zehn oder mehr Männer gehörten der Besatzung an. Sie bewachten die Burg und hielten sich fit für den kommenden Kriegseinsatz.

Der Alltag auf einer mittelalterlichen Burg richtete sich nach dem Stand der Sonne. Mit dem Morgengrauen standen die Burgbewohner auf und arbeiteten bis zur Dunkelheit. Oberste Priorität hatte die Versorgung jener Menschen, die vom Burgherrn abhängig waren. Daher war der Tagesablauf auf der Burg ganz auf die Landwirtschaft ausgerichtet.

Der Alltag auf einer Burg war hart. Die Burgbewohner nahmen jede Unterbrechung des eintönigen Alltags begeistert auf. Gaukler und Spielleute versprachen eine willkommene Abwechslung. Sie zogen von Dorf zu Dorf und machten auch auf den Burgen für ein paar Tage halt. Messerschlucker, Feuerspucker, Zauberer und Dompteure gehörten ebenso dazu wie Musiker, Minnesänger oder Rezitatoren großer Ritterepen. Das fahrende Volk trat meist auf größeren Festen auf - oder es wurde extra für sie ein Fest veranstaltet. Dazu gehörten auch die Tanzvorführungen der Burgbewohner und Spiele mit Bällen unter den männlichen Adligen.

Im Winter zum Nichtstun verdammt

Die Jahreszeiten prägten den Alltag der Burgbewohner. Im Winter waren die Menschen quasi zum Nichtstun verdammt, da drinnen wie draußen Eiseskälte herrschte. Nur wenige Räume konnten überhaupt beheizt werden. Auch die Felder lagen brach, die Landwirtschaft musste ruhen. Schneite es, war manche Höhenburg für längere Zeit von der Außenwelt abgeschnitten.