Merkmale einer Diktatur

 

  • Manipulierte Wahlen (In einer Diktatur werden die Wahlen manipuliert, zum Beispiel werden die Wähler bei der Stimmabgabe beobachtet oder auch „ungültige“ Stimmen als Ja-Stimmen gezählt. Die Stimmauszählung ist nicht öffentlich. Eine erneute Auszählung wird nicht zugelassen oder ist wegen fehlender Stimmzettel(scheda elettorale) oder ausschließlich elektronischer Stimmabgabe nicht möglich.)
  • Konzentration der Macht (Die Macht des Diktators, sei es eine einzelne Person oder eine Gruppe, ist unbeschränkt.)
  • Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte (Oft sollen Menschenrechtsverletzungen einem angeblich „höheren Ziel“ oder dem „Fortschritt(=progresso) dienen. Das reicht von Einschränkungen der freien Meinungsäußerung bis hin zur gewaltsamen Verfolgung politischer Gegner oder ganzer Bevölkerungsgruppen.)
  • Justiz ohne Unabhängigkeit (keine unabhängigen Gerichte, Richter sind weisungsgebunden; Anwendung der Todesstrafe und willkürlicher(=arbitrarie) Exekution; willkürliche Eingriffe in die Eigentumsrechte,Konfiskationen.)
  • Geheimpolizei,  Terror und Furcht (Wer eine andere Meinung hat, stellt sich dem „Fortschritt entgegen und gilt als „Konterrevolutionär“; Die Geheimpolizei wirbt häufig V-Personen in der Bevölkerung an, in der DDR gab es bis zu 200.000 Inoffizielle Mitarbeiter. Denunzianten kommen ihnen zur Hilfe und melden verdächtige Vorfälle)
  • Ideologie und Propaganda(Durch die Manipulation der Zeitungen, des Rundfunks, des Fernsehens und des Internets wird das Volk in vielfacher Hinsicht – beispielsweise in der Volksrepublik China – beeinflusst und im Sinne der Regierung gelenkt; zu Feinden im Innern oder für wertlos werden regelmäßig wehrlose Minderheiten wie Juden, Oppositionelle oder Intellektuelle erklärt; Zensur in Presse und Medien: Einschränkungen der Meinung und der Pressefreiheit.
  • Jugend und Schule (Die Jugend war streng organisiert. Man musste damals zu Jugendorganisationen wie der Hitlerjugend, oder Balilla, Piccola Italiana gehen; die Jungen werden manipuliert;Künftig sollten Schülerinnen und Schüler nicht mehr zum selbstständigen Denken und Handeln erzogen werden, sondern zu gläubiger Hingabe an „Führer" und „Volksgemeinschaft" und dem dazu notwendigen blinden Gehorsam.)
  •  Personenkult (zum Beispiel über das „Führerbild“ in jedem Privathaus und in Schulen meist damit verbundene Allgegenwärtigkeit des Herrschers oder des Regierungsapparates;Heilsversprechen für die Zukunft)
  •  Militarismus=>s. Militärparade/II Weltkrieg, EroberungsKrieg/Rote Armee/Machtergreifung bei Armee
  • Völlige Unterdrückung und Unterordnung des Individuums (dies wird mit einem angeblich „höheren Ziel“ begründet; Abwertung des Individualismus, Glorifizierung des Kollektivs und dessen vermeintlicher Einheit und Stärke bei gleichzeitiger Verfolgung destruktiver oder passiver Personen)

Literatur

  • Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft in Deutschland. Antisemitismus. Imperialismus. Totale Herrschaft. Piper, München 2003, (zuerst 1951).
  • Manuel Becker: Ideologiegeleitete Diktaturen in Deutschland. Zu den weltanschaulichen Grundlagen im Dritten Reich und in der DDR. Bouvier, Bonn 2009.
  • Jan C. Behrends: Politische Führung in der Diktatur. In: APuZ 2-3/2010.
  • Carl Joachim Friedrich: Totalitäre Diktatur. Stuttgart 1957.
  • Max Weber: Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft. In: Soziologie, Universalgeschichtliche Analysen, Politik. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1973 (zuerst 1922).

 

Ähnlich, aber nicht gleich
 
Oft wird der Nationalsozialismus mit dem Faschismus gleichgesetzt. Doch obwohl Hitler Mussolini anfangs in vielem kopierte und mit Italien eng zusammenarbeitete, waren Ideen, Zielsetzungen und Herrschaftspraxis in vielerlei Hinsicht doch sehr verschieden. Vor allem der krankhafte Antisemitismus der Nationalsozialisten, der zur Vernichtung der Juden führte, war dem Faschismus völlig fremd. Mussolini behielt auch die Monarchie bei und pflegte gute Beziehungen zur Kirche. Er versuchte, einen so genannten Ständestaat (stato corporativo) zu schaffen, in dem die wichtigsten gesellschaftlichen Kräfte wie Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Kirchen zusammenarbeiteten.